Nach wochenlanger Isolation und Social Distancing fahren die Gefühle wohl bei den meisten Menschen gerade Achterbahn. Da wechseln sich Angst, Wut, Langeweile, Optimismus und Galgenhumor schneller ab, als man das Wort „Covid 19“ aussprechen kann. Es spricht auch gar nichts dagegen, seine gesamte Gefühlspalette auszuleben. Nur eines sollte man tunlichst vermeiden: Liebeskummer in Zeiten von Corona. Unsere Autorin weiß, warum.
Klar, Liebeskummer möchte niemand haben, keiner schreit laut „hier!“, wenn es um das Verteilen von gebrochenen Herzen geht. Außer als Teenie, da fand man das noch so richtig herrlich dramatisch, mit der besten Freundin und Billig-Martini auf dem Bett zu liegen, Bon Jovi zu hören und zu denken, man würde gleich sterben. Wegen eines Typen, der am nächsten Tag längst wieder Geschichte war.
Als erwachsene Frau Ende dreißig bin ich kein Fan mehr von filmreifen Herzschmerz-Szenen, in denen ich die Hauptrolle spiele. Ich bin schließlich nicht Bridget Jones, auch wenn ich durchaus Ähnlichkeiten mit ihr habe. Nein, mir ist ganz generell nach dem Happy End. Dramen gab es viele, aber ein Happy End hat sich noch nicht blicken lassen. Also habe ich in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder mit Liebeskummer zu kämpfen. Meist mit eher harmlosem, zwei mal war es auch schon richtig heftig. Und was macht man da? Genau. Man fliegt für einen Monat nach Argentinien und bringt räumlichen Abstand zwischen sich und den Mistkerl. Oder man beschäftigt sich so intensiv, dass irgendwann keine Zeit mehr für das fiese Gedankenkarussell ist, das sich durchgehend dreht und dreht. Man geht mit Freunden Essen, in Kino, zum Tanzen oder fährt mit der besten Freundin an die Ostesee. Auch Wellnessanwendungen in guter Gesellschaft können zumindest angeknackste Herzen kitten.
Ja, das würde ich normalerweise tun. Bei einem ganz normalen Liebeskummer in ganz normalen Zeiten. Richtig fies wird es, wenn man in der derzeitigen Situation Liebeskummer hat. Isolation. Social Distancing. Kontaktbeschränkungen. Und schwupps ist die nächste Kneipentour in etwa so weit weg wie es normalerweise nur Argentinien ist. Ganz ehrlich, mit einem gebrochenen Herzen allein, in den eigenen vier Wänden und das über Wochen zu sein, fällt nicht gerade in die Kategorie „Erste Hilfe gegen Scheiß Liebeskummer“. Sich mal ein Wochenende mit Schokoeis und Wodka ins Bett zu verziehen und die Welt aussperren? Eine super Idee! Wochenlang dieses Programm abspulen? Geht nicht. Und da wären Übergewicht und Leberschäden nur partielle Probleme. Nein, der Liebeskummer mutiert zu einem dieser stumpfsinnig dreinblickenden Zoo-Tigern, die den ganzen Tag in ihrem Käfig auf und ab laufen. Um diese fiesen Gedanken zu unterbrechen, muss man schon Buddha sein. Oder zumindest Eckhart Tolle.
Ich kann es nicht. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, es ist alles noch sehr frisch. Es tut noch weh, die Wunde puckert noch so für sich hin. Ich muss mich zwingen, nicht ständig die vielen süßen Sprachnachrichten anzuhören, die er mir in den letzten Wochen geschickt hat, die Herzchen und die Fotos. Weil währenddessen hallt in meinem Kopf immer nur ein Satz nach „…kalte Füße gekriegt“. Ok, ich brauche einen Plan. Einen Notfall-Corona-Anti-Liebeskummer-Plan. Schritt eins, den Chatverlauf und die Nummer aus dem Handy löschen. Schritt zwei: Süßigkeiten kaufen. Schritt drei: Telefon-Dates mit den besten Freunden ausmachen und das sind in dem Fall ganz klar die, die sagen: „Du bist toll, er hat einen an der Waffel“. Und die auch verstehen, wenn man dann doch lieber eine Runde heulen ins Bett geht.
Lässt dann irgendwann das Schlimmste nach (ich freue mich darauf), dann werden die Ärmel hochgekrempelt, „I’m still standing“ von Mister Elton John laut gedreht, die Bude aufgeräumt und all die Power, die man jetzt nicht mehr zum Leiden braucht, in tolle neue Projekte gesteckt. Und schön mit einem Schampus auf sich selbst angestoßen, dass man dieses Mammut-Projekt „Liebeskummer in Zeiten von Corona“ überlebt hat.
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