Neulich im Club, vor den Toiletten: Anstatt die Bereiche in „Herren“ und „Damen“ zu unterteilen, steht auf der einen Tür ein simples „Bla“, die andere ist mit hunderten von „Blas“ übersät. Kurzes Schmunzeln, die Botschaft kommt an: Männer kommunizieren sparsam, Frauen reden viel, ständig und über alles. Insbesondere, wenn es um das Thema Sex geht. Dabei ist der männliche Orgasmus genauso nennenswert, wie der weibliche, findet unser Autor Leon.
Keine Frage: Nun gibt es Plaudertaschen und Schweigende hier wie dort, eine Pauschalisierung nach Geschlecht trifft wohl (meistens) zu kurz. Und doch: In einem bestimmten Bereich ist diese plakative Aussage angebracht. Geht es um Sexualität und vor allem um Orgasmen, wird die weibliche Lust weitaus häufiger besprochen als die des Mannes. Auf der einen Seite, mit Elan diskutiert:
- der geheimnisvolle G-Punkt,
- die Glaubensfrage nach vaginaler oder klitoraler Stimulation,
- der intensive Mehrfach-Orgasmus,
- usw.
Auf der anderen Seite, ohne viel Worte:
- rein, raus, bums, aus?
Es wird nicht (häufig) darüber gesprochen, aber männlicher Sex kann weitaus mehr sein als schnelle Ejakulation, beseeltes Lächeln und sofortiges Einschlafen. Zeit also für zwei essenzielle Fragen: Ist ein männlicher Orgasmus nur Sekundenglück oder gibt es multiple Orgasmen auch beim Mann? Und: „Kann“ und „kommt“ Mann eigentlich immer?
„Mein Mann kann?“ – Adams volatile Orgasmusfähigkeit
Du ahnst es schon: Männer sind tatsächlich keine „Sex Machines“, die auf Knopfdruck funktionieren. Das mag in Pornos so aussehen, aber in der Realität liegt Stroh ja auch nie einfach so in der Ecke. Im echten Leben sind wir Männer manchmal müde – genau wie Frauen auch. Am Ende eines stressigen Tages leidet unsere Orgasmusfähigkeit: Es kann Spaß machen, sich im Bett auszutoben – aber auch die Couch/Fernbedienung-Kombination hat durchaus ihre Reize. Zudem kommt es vor, dass Männer beim Sex nicht wirklich „dabei“ sind, sei es aus Unlust oder weil die Gedanken schwirren. Ein männlicher Orgasmus ist keine Selbstverständlichkeit, nicht immer endet der Akt „mit Schuss“. Bis zu einem Drittel aller Männer sagt, sie hätten schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht, um ihre Partnerin nicht zu enttäuschen. Einerseits ist es absolut in Ordnung, wenn Mann mal schlapp macht. Zum Dauerzustand sollte das aber nicht werden, das wäre schade. Glücklicherweise gibt es Abhilfe: Neues auszuprobieren hat schon vielen zu mehr Lustgewinn verholfen – und steigt die Qualität beim Sex, tut die Quantität es ihr nach.
P statt G – männlicher Orgasmus, auf den Punkt gebracht
Frauen kommen auf unterschiedlichste Art und Weise zum Höhepunkt – Männer können dies auch. Neben der üblichen „Hoch-runter-Penisstimulation“ verfügt auch der männliche Körper über eine Art G-Punkt: die Prostata. Es klingt überraschend, aber das Organ, bei dem man zuerst an ältere Herren und Windeln denkt, kann tatsächlich für multiple Orgasmen beim Mann sorgen. Bislang allerdings wird der „P-Punkt“ weitgehend tabuisiert. Das hängt damit zusammen, dass man sich ihm im wahrsten Sinne des Wortes nur von hinten nähern kann – und das ist für viele ungewohnt. Unterhalb der Blase und vor dem Enddarm platziert, erreichst Du den P-Punkt mit dem Finger oder einem Sextoy direkt über den Anus. Von außen stimulierst Du ihn, indem Du die Stelle zwischen Penis und Hoden massierst. Auch wenn ein männlicher Orgasmus durch rektale Stimulation zunächst abschrecken mag: der Versuch lohnt sich – für den Mann und für uns alle. Denn das ist doch nun wirklich kein „Bla bla“, sondern ein spannendes Thema, über das es sich zu reden lohnt.