Two Spirit People: Geschlechter neu gedacht

two spirit people o-diaries

 „Rosa, wenn es ein Mädchen wird und blau bei einem Jungen“ – die Sozialisation über das biologische Geschlecht beginnt bei uns oft schon vor der Geburt. Die indigenen Völker Nordamerikas waren bei der Interpretation des Geschlechtes schon lange vor uns viel fortschrittlicher – daran kann auch unsere Gesellschaft wachsen.

Geschlecht ist nicht nur Penis oder Vagina

Das Geschlecht einer Frau oder eines Mannes bestimmt, über die Biologie hinaus, die sozialen, politischen und kulturellen Strukturen, in denen sich ein Individuum bewegt. Die Rolle der „Frau am Herd“ oder des „starken heroischen Mannes“ sind dabei zwar sehr plakative, dennoch vorherrschende Beispiele für ein einseitiges Verständnis von Geschlecht. Bei indigenen Völkern Nordamerikas ist das „Dritte Geschlecht“ seit Jahrhunderten anerkannt und wird mitunter sogar verehrt. Die sogenannten “Two Spirit People“ gelten als Zwischenwesen. Sie identifizieren sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht und sehen darin auch absolut keine Notwendigkeit. Sie leben sowohl den weiblichen Teil ihrer Persönlichkeit, als auch den männlichen Anteil, aus. Dies äußert sich beispielsweise in der Wahl der Kleidung, der beruflichen Tätigkeit oder des spirituellen Zugehörigkeitsgefühls zu der anderen Geschlechtergruppe. Sucht man nach einem Äquivalent aus den Gesellschaftsstrukturen unserer Tage, trifft wohl der transgender Begriff am ehesten zu.

Two Spirit People: Die Achtung des „anders sein“

Die Two Spirit People allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu verstehen, wäre zu einseitig. Denn das Wesen und die persönlichen Eigenschaften spielen eine wesentliche Rolle. Dies wird deutlicher, bei der Übersetzung des Wortes “Spirit“ als Geist, Sinn oder Seele. Die gleichgeschlechtlichen Menschen der Stammesvölker waren oft sehr feinsinnig, sensibel und intuitiv. In einigen Überlieferungen wird von einer “reinen Seele“ gesprochen. Aufgrund der spirituellen Aufgeschlossenheit erreichten diese Menschen sogar eine besondere Stellung im Clan. Sie waren nicht gefangen im einseitigem Rollendenken der Geschlechter. Als weise Ratgeber wurden sie oft um Hilfe gebeten – ihr Wort hatte großes Gewicht.

Die sogenannten “Two Spirit People“ gelten als Zwischenwesen. Sie identifizieren sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht und sehen darin auch absolut keine Notwendigkeit.

Das Ende der Two Spirit People

Der Kolonialisierung Amerikas, durch machtgierige, unaufgeklärte Europäer, ist es verschuldet, dass diese offene Geschlechterkultur bekämpft wurde. Two Spirit People entsprachen nicht der Norm und dem Weltbild der europäischen Kolonialisten. Sie wurden daher als andersartig abgewertet und verstoßen. Obwohl das Zusammenleben der Menschen in den indigenen Stämmen von den Eigenschaften der Two Spirit People profitierte, gibt es heute kaum noch Menschen, die sich als solche bezeichnen würden.

Was wir von „Two Spirits“ lernen können

Männlich, weiblich, heterosexuell, homosexuell – diese allgemein anerkannten Kategorisierungen bestimmen unsere soziokulturelle Wahrnehmung. Nur sind sie recht starr und grenzen Menschen aus, die sich denen nicht zugehörig fühlen. Aus gutem Grund arbeitet die LGBTQI-Community schon lange gegen heteronormative Denkweisen.

Denn der Mensch alles andere als einfach. Die strenge und unflexible Einordnung in Kategorien schränkt uns ein und beraubt uns der Freiheit andersartig oder individuell zu sein. Die Vorstellung von einer Gesellschaft in der es keine Rolle spielt, zu welchem Geschlecht sich ein Mensch zugehörig fühlt, scheint mir ebenso perfekt wie utopisch. Viel wichtiger ist daher doch der respektvolle Umgang miteinander und welche Werte eine Person vertritt. Studienrichtungen wie Gender Studies spielen eine wichtige Rolle bei der Fortentwicklung des Geschlechterbegriffes. Denn durch Forschung, Aufklärung und Verständnis können die einseitigen Gedankenmuster in den Köpfen aufgebrochen werden.

Das könnte Dich auch interessieren

Analsex: Die richtige Vorbereitung

So langsam aber sicher ist Analsex in unserer Gesellschaft kein Tabu mehr. Richtig so! Dennoch: Damit vor allem das erste Mal anal für beide ein lustvolles Erlebnis wird, ist eine gewisse Vorbereitung sinnvoll. Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengestellt.

Mehr anzeigen

Bewertungen
Wie hat Dir der Artikel gefallen?0
Bewerte diesen Artikel

Autor

Fitness Trainerin, Bloggerin für Louise et Hélène, Fotografin und Schildkröten-Mama: Konstanze ist bereits in viele Rollen geschlüpft. Ihre feste Überzeugung: Das Leben ist ein Spielplatz, wo man jeden Tag neue spannende Dinge entdecken kann. Neugierde und Tatendrang bewegen Konstanze zum Schreiben. Ihr Steckenpferd: Die Rolle der Frau in gesellschaftlichen Spannungsfeldern. Was bedeutet es, eine Frau zu sein? Welche Herausforderungen bringt das mit sich? Wie kann ich meine Weiblichkeit ehrlich ausleben? Und wo ist die Balance zwischen Körperkult und Body Positivity? Ohne Dogmatismus und mit viel Humor begibt sie sich auf die Suche nach Antworten.