BDSM

Obwohl BDSM Sex mittlerweile in echt vielen Betten praktiziert wird, wird es häufig missverstanden. Klar, Fifty Shades of Grey hat es irgendwie salonfähig gemacht, doch dieses Halb-Normalisierung bringt gleichzeitig einige Fehlinformationen mit sich. Es ist großartig, dass Leute sich immer mehr trauen, sich gegenseitig zu fesseln, sich den Hintern zu versohlen, etc., aber es ist gleichzeitig wichtig, die Mentalität und die Sicherheit in Sachen BDSM zu verstehen, wenn man sich darin versucht.

BDSM Geschichte: Was ist BDSM?

Um es von vornherein klarzustellen: BDSM Sex hat nicht erst mit E.L. James gewagten Büchern begonnen. Menschen standen schon seit jeher auf kinky Sex. Viele genießen es, Bondage, Schmerz, Kontrolle und Machtspielchen mit Sexualität zu kombinieren.

All diese Dinge lassen sich gut vermischen und haben ähnliche Wurzeln in unseren tiefsten Bedürfnissen. Das ist nun mal ein Urtrieb. Bei BDSM geht es in erster Linie um Machtaustausch und nicht um Schmerzen. Du kannst diese Praktik genauso ganz ohne Schmerzen ausüben, gleichzeitig kann man so eine Session auch mit blauen Flecken und anderen körperlichen Spuren beenden. Das ist reine Geschmackssache. Jede BDSM-Erfahrung wird von den Beteiligten des Spiels genau festgelegt. Denn das ist es, worum es beim BDSM geht: um spielen.

Ist BDSM wirklich gefährlich?

Kommt es zu Angst und Unbehagen, was das Thema Bondage & Co. angeht, hat es meist damit zu tun, dass viele gar nicht wissen, was BDSM überhaupt ist. Und was es nicht ist. Auf der einen Seite gibt es die Gruppe, die kinky Sexvorlieben hat, auf der anderen die, die "Vanille-Sex" bevorzugt. In Wirklichkeit gibt es diese starre Trennung aber überhaupt nicht. Kink ist für jeden zugänglich - und viele von uns haben es auch schon mal ausprobiert, oder hatten es zumindest vor. Fakt ist, laut einer Studie von Justin Lehmiller, WOLLEN es die meisten testen, falls sie es nicht schon getan haben.

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BDSM Spielzeug: Was sind die häufigsten BDSM-Praktiken?

Bevor wir so richtig tief in die Materie eintauchen, schauen wir uns mal ein paar der gängigeren Praktiken an. Zunächst muss sichergestellt sein, dass das BDSM Spiel "SSC" ist, also "safe,sane und consensual" (sicher, vernünftig und einvernehmlich).

Vernünftig bedeutet in diesem Kontext, dass Du nicht unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol stehst, und klaren Verstandes bist. Einvernehmlich ist darauf bezogen, dass alle Beteiligen freiwillig mitmachen und dem zustimmen, was Du mit ihnen machst. Ihr solltet auch die ganze Zeit über immer darauf achten, das alle eine gute Zeit haben.

Bondage

Dabei fesselt einer den anderen. Das funktioniert mit Seilen, Gurten, Handschellen oder anderen Fesseln. Es können aber auch Alltagsgegenstände zum Einsatz kommen. So kann ein T-Shirt zur Augenbinde werden oder eine Krawatte zu provisorischen Handschellen.

Spanking

Spanking bedeutet, dass es den einen oder anderen Klaps auf den Po gibt. Du kannst Deinen Partner*in einfach übers Knie legen, oder einer steht auf allen Vieren auf dem Bett, findet einfach heraus, wie es für Euch am heißesten und auch am bequemsten ist. Es bietet sich an, auf den vollsten Part des Hinterns zu schlagen, also dorthin, wo die Pobacke an den Oberschenkel angrenzt.

Knebel und Geschirr

Bei dieser Form des Fesselspielchens trägt der unterwürfige Part ein Geschirr am Gesicht, an dem eine Art Ball befestigt ist. Dieser wird in den Mund gesteckt, um so das Sprechen zu unterbinden. Natürlich können auch Gurte für den Körper zum Einsatz kommen - diese sind meist aus Leder oder es sind simple Seile. Diese Art von Geschirr zu nutzen, sollte jemand machen, der damit bereits Erfahrung hat und genau weiß, was er tut. Man kann natürlich Kurse im Shibari Seilbinden machen oder sich online Tutorials ansehen. Wichtig: Immer eine Schere in Reichweite haben, falls man das Seil mal schnell lösen muss.

Stockschläge

Stockschläge kommen bei denjenigen zum Einsatz, die auf ein intensives Schmerzspiel stehen. Mit dem Stock wird der "Sub", also der Unterwürfige, "bestraft. Ausführen sollte die Schläge nur jemand, der in den BDSM-Praktiken erfahren ist. Solltest Du Dich dafür interessieren, sprich am besten mit einem BDSM-Profi, nimm Unterricht und sieh Dir Tutorials an, um die Grundlagen zu lernen.

Atemkontrolle

Unter Atemkontrolle oder auch Würgen versteht man, dass einer dem anderen die Luft abdrückt - für intensivere Orgasmen. Das kann hocherotisch sein, sollte aber immer mit Vorsicht genossen werden. Es kann Druck auf die beiden Seiten des Halses ausgeübt werden, aber nicht auf die Luftröhre. Hol Dir unbedingt Tipps von einem Experten, bevor Du damit loslegst.

Temperaturspiel

Dieses Spiel besteht darin, auf dem Körper des Unterwürfigen durch heiße und kalte Gegenstände angenehme - oder auch schmerzhafte - Empfindungen zu erzeugen. Probiere es aus, indem Du Eiswürfel, eine Massagekerze oder warmes, bzw. kaltes Wasser auf die Haut des anderen tröpfelst. Oder ein Sextoy aus Glas in die Gefriertruhe steckst... Sei kreativ!

Was sind die intensiveren BDSM-Spiele?

Kommen wir nun zu den weniger bekannten (und meist weitaus intensiveren) BDSM-Praktiken. Bitte denke dran, dass das keine vollständige Liste ist. Wie bei allen Sachen, die mit Sex zu tun haben, gibt es immer zahlreiche verschiedene Nuancen.

Um Euch die weniger bekannten Praktiken mal näher zu bringen, haben wir zwei BDSM-Experten zu Wort kommen lassen.

Figging

Figging ist eine Art von "Folter", denn dabei wird ein Stück geschälter Ingwer in den Anus oder die Vagina gesteckt. Das Ziel: Ein schmerzhaftes Brennen soll erzeugt werden. "Diese Praktik ist weitgehend sicher, es kommt auf Dein persönliche Schmerztoleranz an, aber wie bei allen organischen Dingen, die eingeführt werden können, ist es wichtig, den Ingwer vorher zu reinigen", sagt Daniel Saynt, Gründer des BDSM-orientierten Sexclubs NSFW. Doch auch wenn diese Praktik als weitgehend sicher erachtet wird, ist sie sicher nicht die beste Idee. Bleiben beispielsweise kleine Partikel in der Vagina zurück, dann das zu fiesen Infektionen führen. Saynt warnt zudem davor, dass andere Varianten des Figging, z.B. mit scharfer Paprika oder feurigen Saucen, zu dauerhaften Nervenschäden führen können und somit keinesfalls ausgeübt werden sollten.

Ageplay

Dabei handelt es sich um ein Rollenspiel, bei dem der Dom die Position des Älteren einnimmt und der Sub die des Jüngeren. Das kann von Papa/Tochter, Mama/Baby,  bis hin zu Lehrer*in/Schüler*in, etc. reichen. Einige Menschen stehen darauf - aus unterschiedlichen Gründen. So kann es "noch vorhandene Daddy-Problematiken geben, man fühlst sich sicher bei einer reifen Person oder es geht schlicht und einfach um das 'Tabu'", erklärt Lola Jean, Sexualpädagogin und professionelle Domina.

Jetzt macht Euch mal keine Sorgen, es ist nichts falsch an diesem Spiel, auch wenn es so erscheinen mag. "Ein Rollenspiel mit einem erheblichen Altersunterschied oder gar Inzest bedeutet nicht, dass man diese Konstellation im wahren Leben wirklich möchte", so Jean. "Was die Sicherheit angeht, bist Du solange gut aufgehoben, solange alle Teilnehmer volljährig sind und jeder mit wirklich jeder Szene völlig einverstanden ist."

Blutspiele

Um ein Blutspiel handelt es sich, wenn entweder Kunstblut zum Einsatz kommt, oder man die Haut eines Beteiligten mit sterilen Geräten wirklich aufschneidet - meist oberflächlich, damit keine Narben entstehen (obwohl sich manche auch Narben wünschen). Letzteres wahrscheinlich deshalb, weil diejenigen stolz darauf sind, dass sie solche Schmerztypen sind, die diese Folter ertragen können.

Über die Menschen, die echte Narben verursachen wollen, sagt Saynt: "Bei dieser Art von Spiel geht es um das Gefühl, dass man sich der andere immer an mich erinnern wird - und viele der Schmerzempfänger tragen die Narben stolz bis in alle Zukunft."

Ist dieses Spiel sicher? Laut Jean hängt das von Deiner genauen Umsetzung ab: "Das Blutspiel kann äußerst sicher sein, wenn Du es mit jemandem praktizierst, der weiß, was er tut und über medizinische Spielchen aufgeklärt ist. Der wichtigste Faktor dabei ist Sterilisation." Saxnt schließt sich dieser Meinung an und betont, dass es sich um eine Randerscheinung handelt, die nur von ganz speziellen Praktizierenden des Kink Sex durchgeführt wird. "Wenn Du darüber nachdenkst, diese Praktik auszuprobieren, tue das mit großer Vorsicht, viel Konversation und achte bitte immer darauf, die Wunden nach dem Spiel gut zu versorgen, um Infektionen zu vermeiden."

Wassersport

Dieser harmlose Begriff bedeutet im BDSM-Zusammenhang, auf jemanden zu pinkeln. Ob im Bett, unter der Dusche oder wo auch immer Du jemanden anpinkelst oder Dich anpinkeln lässt, ist die Praktik generell als "Golden Shower" bekannt. Zum Wassersport kann auch das Squirten gezählt werden, bei dem weibliches Ejakulat auf eine andere Person gespritzt wird. Warum stehen da manche drauf? "Das Hauptmotiv für diese Praktik ist Demütigung", verrät Saynt. "Die Positionierung, dass jemand über einem steht und die Aktion, dass man angepinkelt oder angespritzt wird, gehört zu den akzeptablen Methoden, um Unterwürfigkeit auszuleben.

Cuckolding

Das ist eine weitere Praktik, die ihren Weg in den Mainstream gefunden hat. Im Netz kursieren mittlerweile zahlreiche Artikel darüber. Viele Menschen sind absolut fasziniert davon... und irgendwie auch davon, dass sich jemand wirklich darauf einlassen möchte.

Cuckolding ist, wenn eine dritte Person (gern bezeichnet als Stier oder Alpha) in eine intime Beziehung eindringt und Sex mit einem der Partner hat (bekannt als Hot Wife), während der andere zusieht ( bezeichnet als Cuckold). Üblichrweise geschieht das Ganze mit zwei Männern und einer Frau, aber es kann variieren. Die Idee dahinter ist, dass der Alpha die eine Person besser befriedigen kann als es der andere könnte. Der Gehörnte wird dann in einen Käfig gesteckt (eine Vorrichtung wie  beispielsweise ein Hahnenkäfig), um ihn zu bestrafen.

Laut Jean hat sich die Weise, wie wir den Gehörnten betrachten, durch Pornos ziemlich verändert - auf eine Art, die unser Verständnis einschränken kann. Es geht nämlich nicht immer um Erniedrigung. "Cuckolding kann wirklich sehr süß sein. Wenn man genauer darüber nachdenkt, dreht sich die ganze Erfahrung rund um den Gehörnten. Der Stier ist technisch gesehen der künstliche Hahn", sagt Jean.

Saynt betont, wie wichtig das Nachspiel bei dieser Praktik ist. "Wenn es einvernehmlich und vernünftig ausgeführt wird, ist es sicher, aber sichere Dich auf jeden Fall bei Deinem Partner ab und konzentriere Dich danach darauf, die Verbindung zu der Person, die Du liebst, wiederherzustellen."

Katheter Spiele

"Bei den Katheter Spielen steht die Harnfähigkeit des Partners im Vordergrund", so Saynt. Es geht letztlich darum, die Grundbedürfnisse des Anderen zu kontrollieren, wobei der Reiz in der Hilflosigkeit des Anderen liegt. Saynt erklärt, dass die Lust am Katheter Spiel aus der Erregung entsteht, wenn das Instrument an bestimmten heißen Stellen vorbeigeführt wird. Bevor der Katheter die Blase erreicht, muss er die Prostata passieren, was den Reiz noch erhöht.

Saynt mahnt bei diesem Spiel zur Vorsicht. "Die Katheterisierung ist eine potenziell gefährliche Praktik, die dauerhafte Schäden an den Innenwänden des Penis verursachen kann, wenn Ihr nicht wisst, wie man den Katheter richtig einführt." Gesundheitsexperten raten dringend von dieser Praktik ab, also stelle sicher, dass Du jemanden mit medizinischer Ausbildung an Deiner Seite hast, wenn Du es unbedingt ausprobieren möchtest.

Gigi Engle ist Womanizer-Sexpertin, zertifizierte Sexologin und Autorin von "All The F*cking Mistakes: a guide to sex, love, and life". Folge ihr auf Instagram und Twitter bei @GigiEngle.

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Bondage für Anfänger: Der ultimative Guide

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